13.05.2013 Buntes Programm

Buntes Programm für 3 Besuchstage


ZVW, vom 13.05.2013

Für die Jugendlichen, die Französisch lernen möchten, sowie für künftige Schüleraustausche und den Fortbestand der Partnerschaft zwischen Schwaikheim und Gorron könnten von der neuen Gemeinschaftsschule positive Impulse ausgehen.

Tilo Schmid, der Vorsitzende des Partnerschaftsvereins, erkundigte sich nach dem Französischunterricht an der neuen Gemeinschaftsschule. Bisher, so Schmid, werde Französisch nur auf dem Gymnasium unterrichtet.

Eine Schwaikheimer Gemeinderätin, die als Lehrerin arbeitet, erklärte, dass es mit Einführung der Gemeinschaftsschule die Möglichkeit für alle Schüler geben müsse, Französisch als zweite Fremdsprache zu lernen.

Am gestrigen Sonntag um 8 Uhr sind die französischen Freunde wieder nach Hause gefahren. Sie waren knapp drei Tage zu Besuch in Schwaikheim.

Auf dem Programm hatten neben Zeit mit den Gastgeberfamilien noch der Besuch des Ludwigsburger Residenzschlosses und des Blühenden Barocks gestanden, Empfänge im Rathaus und im Feuerwehrhaus, Zuschauen bei der Feuerwehrübung am Freitag und der Abschlussabend am Samstag.

Wer an der Sitzung zum Thema Schule nicht teilgenommen hat, erhielt eine Führung durch das Heimatmuseum, die Alte Schmiede und die Weichert-Scheuer.

Motivation fürs Schulsystem

Heidrun Gehrke, vom 13.05.2013
Buntes Programm

Die symbolische Geste bekräftigt das deutsch-französische Bündnis. Vor der gemeinsamen Sitzung am Samstag im Schwaikheimer Rathaus: Partnerschaftsvereinschef Tilo Schmid, Gorroner Bürgermeister Jean-Marc Allain, Bürgermeister Gerhard Häuser und Partnerschaftspräsident Joseph Poirier (von links). Insgesamt 60 Franzosen waren von Christi Himmelfahrt bis gestern zu Gast.Foto: ZVW


Gäste aus der Schwaikheimer Partnergemeinde berichten, dass Frankreich Alternativen zur Gemeinschaftsschule sucht

Schwaikheim. Nicht nur hierzulande wird über neue Schulformen diskutiert. Wie es scheint, wünschen sich auch viele Franzosen ein anderes Schulsystem. Das Thema prägte die Sitzung der Schwaikheimer mit ihren Gästen aus der Partnergemeinde Gorron am Samstag. Aktueller Hintergrund ist die neue Gemeinschaftsschule in Schwaikheim ab September.

In Deutschland gibt es Modelle, wie Schüler länger auf einer gemeinsamen Schule bleiben können. Zum Beispiel in Schwaikheim, wo dieses Jahr die Gemeinschaftsschule an den Start geht. Wie Bürgermeister Gerhard Häuser während der Sitzung die Gemeinderäte und Mitglieder beider Partnerschaftsvereine im Sitzungssaal des Rathauses informierte, werden nach den Sommerferien die ersten 41 Jugendlichen eingeschult. Die französische Regierung hingegen plane, die Schüler vermehrt auf verschiedene Schultypen zu verteilen, wie Häusers französischer Kollege, Bürgermeister Jean-Marc Allain, die Zuhörer wissen ließ.

In beiden Ländern ist die Kleinkindbetreuung ein großes Thema. Hier wie dort geht es um die Vereinbarkeit von Beruf und Familie. Hier wie dort kümmern sich die Kommunen um die Schule und darum, dass sie funktioniert; die Lehrer werden vom Staat bezahlt. Wie in Deutschland machen sich auch die Franzosen einen Kopf darüber, wie wohl das optimale Schulsystem aussehen mag.

Das bisherige Schulsystem in Frankreich kennt ein einheitliches System, und damit das Gegenteil der hiesigen Dreiteilung in Hauptschule, Realschule und Gymnasium. Nach dem Regierungswechsel 2011 fänden sich auf Seiten der Politik aber vermehrt Befürworter eines neuen, dezentraleren Systems, erfuhren die Zuhörer da. Das Collège, das in Frankreich für die elf- bis 15-jährigen Schüler die Vorstufe zum Gymnasium bildet, steuere ein anderes „Verhältnis zwischen Schülern und Lehrern“ an, so Allain.

Berufsausbildung ist in Frankreich nicht hoch angesehen

Grundsätzlich hätten Schüler, für die die Anforderungen zu hoch sind, die Möglichkeit, im Alter von 14 oder 15 die Schule zu verlassen und eine Berufsausbildung zu machen. Diese sei in Frankreich aber nicht besonders hoch angesehen – daher machen nach Auskunft von Allain 95 Prozent der Schüler den Abschluss, viele mit eher mittelmäßigen Noten. Hier sei ein anderes Denken, eine „andere Mentalität“ von der Politik gewünscht, um schwächeren Schülern Alternativen zu bieten, anstatt am einheitlichen Schulbankdrücken bis zum 16. Lebensjahr festzuhalten. Das Notenniveau habe sich in Frankreich verschlechtert, auch deshalb müsse eine „neue Motivation“ gefunden werden. Die neue Regierung wünsche sich einen reformierten, „nicht mehr so vollen“ Lehrplan. Angeblich werde darüber nachgedacht, wegzukommen vom Ganztagesunterricht mit einem freien Tag pro Woche. Stattdessen könnten es französische Schüler künftig ähnlich erleben wie hiesige: kürzere Tage, dafür jeden Tag Unterricht.

Ein weiterer Vergleich kam zur Sprache: Sieben der 41 Schüler, die demnächst die Gemeinschaftsschule besuchen und für die es ab Klasse 5 Ganztagsunterricht geben wird, kommen aus Schwaikheim, so Häuser. Die anderen aus den umliegenden Gemeinden. In Gorron seien etwa 44 Prozent der Schüler, die die öffentliche Schule besuchen, direkt aus Gorron. Der Rest komme aus Gemeinden der Region, die keine Schule mehr hätten oder in der es nur Privatschulen gebe. Auf die Frage einer französischen Gemeindevertreterin antwortete Häuser, dass er davon ausgeht, dass das Interesse an der neuen Schulform automatisch steige, sobald sich die Gemeinschaftsschule etabliert habe.

Eine Französin wollte wissen, ob das geringe Interesse an der Hauptschule ein Schwaikheimer Phänomen ist, und erfuhr von Bürgermeister Häuser, dass es in der örtlichen Grund- und Hauptschule zum Schluss nicht mal mehr eine Klasse gegeben habe, dass die sinkende Zahl der Hauptschüler aber eine bundesweite Entwicklung sei.